Bei der gemeinsamen Sitzung in Assisi im Mai 1995 haben der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) beschlossen, die in Basel 1989 begonnene Arbeit sichtbar fortzusetzen. Sie haben die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung nach Graz einberufen (23.- 29. Juni 1997), unter dem Thema "Versöhnung - Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens". Über Basel haben wir mehrfach berichtet und seit der Esperanto-Veröffentlichung des Schlußdokuments der Ersten Versammlung uns bei den alljährlichen Kongressen eingehend mit der Thematik befaßt. In Litauen im vergangenen Sommer stand am Anfang jeder Sitzung die fortlaufende Lesung eines Abschnitts aus dem auch heute nicht überholten Dokument.
Obwohl wir in Kaunas noch keine Einzelheiten über Graz wußten, haben wir (vgl. Nr.20, S.86) uns darauf eingestellt, unseren Beitrag zu leisten. Mit folgendem Begleitschreiben hat unser Schriftleiter in Absprache mit der Ökumenischen Kommission von IKUE und KELI in beider Namen die ÖkEsFo-Nummer 19 nach Frankfurt geschickt:
Internationaler Christlicher Esperanto-Bund
Adolf Burkhardt, Vorsitzender
Gimpelweg 1, D-73235 Weilheim an der Teck
Tel./Fax +49 (0)7023-72413
Kennwort "ÖV"
Weil wir der Überzeugung sind, daß wir mit unsrer Arbeit als evangelische, katholische und freikirchliche Christen innerhalb der christlichen Esperanto-Bewegung wirksame Zeichen der Versöhnung setzen, zuletzt in diesem Sommer bei dem einwöchigen Treffen in Kaunas, Litauen, möchten wir unsere Mitarbeit bei der Ökumenischen Versammlung anbieten.
Ich wurde als Vorsitzender des reformatorischen Zweigs der christlichen Esperanto-Bewegung in Kaunas beauftragt, zugleich auch im Namen der Katholiken dies zu tun und über die Ergebnisse zu berichten.
Erzbischof Vlk, der die Einladung nach Graz mit unterzeichnet hat, war beim IKUE-Kongreß in Olomouc, wenige Wochen vor Kaunas, selbst anwesend und hat die Heilige Messe auf Esperanto zelebriert. - Heute bekam ich aus Rimini die Nachricht, daß das vom Vatikan zu Pfingsten approbierte amtliche Meßbuch auf Esperanto in zwei Bänden fertig vorliegt und an mich unterwegs sei. Ich habe an der sprachlichen Gestaltung mitgewirkt - auch dies wohl ein Zeichen von Versöhnung.
Wie stark die Tagung in Litauen von den Gedanken des Konziliaren Prozesses bewegt war, geht besonders aus den gelb markierten Stellen der beiliegenden Nr. 19 des Ökumenischen Esperanto-Forums hervor. Dabei ist zu beachten, daß Esperanto als Sprache überhaupt nie thematisiert wurde - für diesen Zweck haben andere Konferenzen stattgefunden - sondern stets nur Instrument war, um den effizienten Gedankenaustausch zwischen Angehörigen sehr verschiedener Völker und Konfessionen zu ermöglichen.
Unser Vorteil ist freilich zugleich auch unser Handicap - als eine alle Sprachen, Völker und Konfessionen übergreifende Vereinigung haben wir nicht von selbst einen natürlichen Ansprechpartner. Aber da ich nun Deutscher und evangelischer Pfarrer bin, wende ich mich an Sie. Wenn in andern Ländern Vorbereitungskonferenzen vorgesehen sind, hoffen wir, dies rechtzeitig zu erfahren, um unsere Mitarbeit anbieten zu können, im Bedarfsfall auch da und dort etwas anzustoßen.
Mit freundlichen Grüßen, Adolf Burkhardt
Bei den Humanisten war es üblich, den Personennamen eine lateinisch-griechische Form zu geben. So hieß Luthers Mitarbeiter Philipp Melanchthon aus Bretten bei Bruchsal ursprünglich Philipp Schwarzert, was er als "schwarz" = melan und "Erde" = chthon deutete. Wie soll man es im Esperanto mit den Namen halten? Es gibt in manchen Esperanto-Kreisen ähnliche Bestrebungen wie bei den Humanisten. Man kann sich also auf ehrenwerte Vorbilder berufen, wenn man Namen esperantisiert. Soweit es sich um biblische und historische Bezeichnungen handelt, die in jeder Ethnosprache eine eigene Form erhalten haben, läßt sich dies überhaupt nicht umgehen. In einem Esperanto-Text kann nicht der eine Jean, der andere John oder Janis oder Ioannes schreiben, wenn alle denselben meinen - den Evangelisten "Johano".
Dennoch gilt es zu bedenken, was dies für die Kommunikationskraft der Sprache bedeutet. Die internationale Sprache will ja nicht nur Sachverhalte wiedergeben, die in andern Sprachen längst aufgeschrieben sind und die man also nachlesen und im Lexikon aufschlagen kann. Für die aktuelle Berichterstattung ist eine Sprache nur dann voll brauchbar, wenn sie Namen verläßlich wiedergibt, so daß sie ohne Zuhilfenahme eines Lexikons sofort in der eigenen Sprache weitergegeben werden können. Wenn Esperanto nur nachsprechen könnte, was in andern Sprachen vorgesprochen und listenmäßig erfaßt wurde, hätte es nur abgeleitete und keine primäre Transportfähigkeit. Natürlich sind nicht nur die Esperantisten auf diesem Gebiet unsicher - vollends wenn es als schick gilt, Eigennamen zu verfremden (im Klartext: zu anglisieren). Es bringt einen Bibliothekar zur Verzweiflung, wenn Übersetzer auch an die Namen Hand anlegen - der eine so, der andere anders. Doppelbeschaffungen, Fehleinträge und Verweisirrtümer sind dann vorprogrammiert.
Als Illustration diene folgender Bericht aus Rom. Der dpa-Korrespondent Dr. Rudolf Grimm schreibt: "Vor allem verloren die Nachrichten-Journalisten bei der wichtigen Ankündigung eines neuen Konsistoriums für den 28. April wieder Zeit dadurch, daß die Vornamen der aufgeführten 23 zu kreierenden Kardinäle sämtliche italianisiert waren und die richtigen Vornamen zum Teil erst aus einschlägigen Handbüchern herausgesucht werden mußten. Bereits bei früheren Gelegenheiten hatten ausländische Journalisten dem Vatikan gegenüber darauf hingewiesen, daß man z.B. mit der Bekanntgabe der Ernennung eines ostafrikanischen Bischofs oder eines thailändischen Oberhirten, dessen Vornamen mit Enrico oder Giovanni angegeben werden, nichts anfangen kann. - Auch für das täglich erscheinende vatikanische "Bolletino" gilt vorwiegend die Praxis, die Vornamen zu italianisieren. Das sämtliche Bischöfe, Mitglieder der römischen Kurie, vatikanische Diplomaten und Ordensobere aufführende "Annuario Pontificio" (Päpstliches Jahrbuch) italianisiert gleichfalls viele Vornamen, so daß diese so wesentliche Nachschlagequelle in vielen Fällen bei Namensschwierigkeiten auch nicht weiterhilft. Das vatikanische Presseamt ist an dieser Praxis schuldlos. Die Italianisierung erfolgt im Staatssekretariat oder an anderen höheren Stellen.
(Zitiert bei Claus Peter Clausen: Der schwarze Brief, 4. Jahrgang, Nr.
19 vom 9. Mai 1969).
Prag wird im nächsten Sommer
die Hauptstadt der Esperanto-Sprecher aus aller Welt, beim Weltkongreß
mit Tausenden von Teilnehmern aus mehr als 6o Ländern (20.-27.Juli
1996). Unter dem Angebot von rund 200 Veranstaltungen befinden sich auch
eigene Fachsitzungen von IKUE und KELI; es gibt Meßfeiern und einen
ökumenischen Gottesdienst. - Nicht so groß wird der 12. Ökumenische
Kongreß in Ungarn, aber dafür mit mehr Gelegenheit, sich wirklich
kennenzulernen und von einander zu lernen (Szombathely 27.Juli - 3.August
1996) Er steht für alle offen, die sich auf ein ökumenisches
Abenteuer einlassen wollen. Beim letzten Treffen in Litauen haben es vor
allem die "Erstmaligen" immer wieder gesagt, was für eine wichtige
Erfahrung diese eine Woche war.
In der englischen Kirche (Katharinenplatz) wurden 1995 erstmals monatliche
Gottesdienste auf Esperanto gehalten, jeweils am zweiten Samstag des Monats
um 14.30 Uhr. Pfarrer beider Konfessionen hatten die Leitung. Die Termine
für 1996 sind: 13. April (Eder), 11. Mai (Burkhardt und Kronenberger),
8. Juni (Kronenberger), 13. Juli (Burkhardt/Kronenberger), 14. September
(Kronenberger), 12. Oktober (Burkhardt), 9. November (Kronenberger). Bitte
fragen Sie nach und kommen Sie dazu, wenn Sie in erreichbarer Nähe
wohnen. Es gibt ja die unterschiedlichsten Motive, warum jemand an einem
Gottesdienst teilnimmt. Warum nicht auch einmal aus sprachlicher Neugier?
Herzlich willkommen! Der Kirchenfunk war schon da, überraschend.
Schon als Student in Dresden hat Otto Dix der Kirche den Rücken
gekehrt. Trotzdem zog sich die Auseinandersetzung mit biblischen Stoffen
durch fast sein ganzes Leben. Die jüngste Zeichnung, die in Balingen*
bei der Otto-Dix-Ausstellung "Bilder zur Bibel" (bis einschließlich
14.1.1996) gezeigt wurde, entstand 1969, in seinem Todesjahr. Sie zeigt
den Gekreuzigten, in vollkommener Einsamkeit. *
Frau Veronika Mertens, Albstadt, schreibt mir am 9.2.2003 in einem Netzbrief:
"Beim Googeln unter "Dix Bibel" fand ich Ihre
Hinweise auf Otto Dix' Esperanto-
Kenntnisse - und ich habe wieder einmal etwas
gelernt. ... Die Ausstellung "Bilder
der Bibel" fand aber nicht in Balingen statt,
sondern in der Galerie Albstadt,
zu deren Team ich seit besagter Dix-Ausstellung
gehöre."
Im Husum-Verlag in Husum ist unlängst ein Büchlein erschienen,
das all denen Vergnügen bereiten wird, die gerne die sprachliche Vielfalt
Europas wenigsten mit den Augen erkunden möchten. Die Geschichte von
Maria und Josef, den Engeln und den Hirten, wie sie im Lukasevangelium
Kap. 2,1-20 zu finden ist, wird in 60 Sprachen abgedruckt. Sie haben richtig
gelesen - in sechzig Sprachen. Diese hohe Zahl deutet darauf hin, daß
nicht nur die "großen" Idiome berücksichtigt sind. Da finden
sich auch Bretonisch, Sorbisch, Lappisch, Friesisch oder Jiddisch. Es geht
vom Altgriechischen und Lateinischen bis zum Kirchenslawischen - und bis
zum Esperanto. Meistens liegen die Übersetzungen der Bibelgesellschaften
zugrunde - es über
Preskaux mi forgesis danki al vi pro la bona alsendo de la tre placxa kasedo de Anjo Amika. Jam kelkfoje mia edzino kaj mi auxskultis cxi tiun "Dimancxan Koncerton" - ankaux dum la labortagaj vesperoj.
Anton Kronshage, Schwelm
Anmerkung der Redaktion: Die in der letzten Nummer (S.88) angebotene Kassette mit Anjo Amika ist inzwischen bei mir (Adolf Burkhardt) fast vergriffen. Bei einigen ausländischen Bücherdiensten dürfte sie noch vorliegen.
In dem Buch "Die Schwelle der Hoffnung überschreiten" von Papst Johannes Paul II. heißt es auf S. 180 zu Fragen der Ökumene ("Warum getrennt?") .."Es muß die Zeit kommen, da sich die einigende Liebe offenbart. Zahlreiche Zeichen lassen darauf schließen, daß diese Zeit tatsächlich da ist." So weit das Zitat. - Esperanto ist für mich auch ein Zeichen der einigenden Liebe. Hugo Westhoff, Waltrop
Auf Empfehlung von Herrn Westermayer erhielt ich das Ökumenische Esperanto-Forum zugeschickt. Herzlichen Dank für die Zusendung. Besonders der Artikel über Polen hat mich interessiert. - Ihr Blatt wird über Tallinn in Estland versandt. Das ist schon abenteuerlich, aber auch sehr gut so!!! Auch solche Dinge verbinden die Welt etwas mehr miteinander. Mir fiel das beonders auf, weil ich vor wenigen Wochen per Zufall auf dem Rückflug von San Francisco eine junge Frau aus Tallinn kennenlernte. Diese - außerordentlich Bibel-interessierte - junge Dame hat wohl nicht zufälligerweise auch mit Ihnen Kontakt? Prof. Werner Rynski, Gundelfingen
Anmerkung der Redaktion: Inzwischen bekommt die junge Estin unser ÖkEsFo. Es wird zur Nachahmung empfohlen, uns die Adressen von interessierten Menschen zukommen zu lassen.
Erklärung verwendeter Abkürzungen
IKUE = Internacia Katolika Unuigxo Esperantista (Internationale
Katholische Esperanto-Vereinigung)
KELI = Kristana Esperantista Ligo Internacia (Internationaler
Christlicher Esperanto-Bund)
ÖkEsFo = Ökumenisches Esperanto-Forum